Mittwoch, 2. November 2016

Thesen deutsch



Vielfalt in der Forschungsevaluation beachten: 10 Thesen 



1.       Bottom-up approach
Die angemessene Mitwirkung von Forschenden ist notwendig, um im Rahmen von Evaluationen sinnvolle Ergebnisse hinsichtlich der Qualität zu erzielen. Evaluationsverfahren, die von der Wissenschaftsgemeinschaft nicht angenommen werden, sind nicht zielführend. 

2.       Institutionelle Profile
Hochschulinstitute haben unterschiedliche Profile und unterschiedliche strategische Ziele – sowohl auf lokaler, wie auch nationaler und internationaler Ebene. Die Institutionen entscheiden selbst unter Einbezug der verschiedenen Gruppen von Hochschulangehörigen, über die angemessene Form der Evaluation.

3.       Erkenntnisinteresse bestimmen
Zur Sichtbarmachung und Evaluation von Forschung gehört auch die Sichtbarmachung unterschiedlicher Erkenntnisinteressen und normativer Vorgaben. Der Anlass der Evaluation, die Methodik und die mit der Evaluation verbundenen Ziele und möglichen Konsequenzen benötigen eine klare Definition.

4.       Unterschiedliche Wissenschaftskulturen beachten
Unterschiedliche Wissenschaftskulturen zwischen, aber auch innerhalb der einzelnen Disziplinen machen differenzierte Formen der Evaluation notwendig. Kriterien und Indikatoren zur Bewertung von Forschungsleistungen, die in einem Fachbereich angewendet werden, können nicht unbesehen auf einen anderen Fachbereich übertragen werden. Sie werden daher, genauso wie die Beurteilungsverfahren, an den jeweiligen Evaluationsgegenstand angepasst.

5.       Messungen
Es gibt Kriterien für gute Forschung, die sich der  Messbarkeit durch Indikatoren entziehen. Diese bilden einen wichtigen Bestandteil angemessener Qualitätsbeurteilungen und können nicht ignoriert werden. Kein Kriterium und kein Indikator  kann die Qualität wissenschaftlichen Arbeitens in Gänze abbilden. Es sind daher immer verschiedene Indikatoren zur Beantwortung einer Fragestellung heranzuziehen. Die Auswahl der Indikatoren richtet sich dabei nach den Zielen, die mit der Evaluation verbunden sind. Nur weil etwas messbar ist, muss es noch lange nicht gemessen werden.

6.       Impact von Forschung
Forschung entfaltet ihre Wirksamkeit auf die Gesellschaft auf sehr unterschiedliche Weise und tragen dabei zur Auseinandersetzung  mit sozialen, kulturellen, politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Fragen bei, ohne dass diese immer direkt als Ausdruck von Forschung sichtbar wird. Dabei existieren vielfältige Beziehungen zwischen den Forschenden und unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteuren. Über solche Beziehungen weisen  Geistes- und Sozialwissenschaften einen hohen Impact, also gesellschaftlichen Einfluss, auf. Im Rahmen von Evaluationsverfahren, die sich mit der Wirksamkeit von Forschung beschäftigen, werden solche Beziehungsdimensionen sichtbar gemacht.

7.       Qualität statt Quantität
Bei der Evaluation von spezifischen Indikatoren einer Leistungsdimension ist darauf zu achten, dass damit nicht kontraproduktive Anreize geschaffen werden, die dem Ziel, qualitativ hochwertige Forschung zu fördern, widersprechen. Daher liegt der Schwerpunkt auf der Qualität des Prozesses und der Ergebnisse der Forschung und nicht auf einem möglichst hohen quantitativen Output.

8.       Kontext einbeziehen
Die Beurteilung von Forschungsleistungen ist kein in sich abgeschlossener Vorgang, sondern abhängig vom Beurteilungskontext. Was für die Evaluation einer Institution ein sinnvolles Instrument sein kann, ist nicht unbedingt brauchbar bei der Beurteilung einer akademischen Laufbahn im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Die Bestimmung des Beurteilungskontextes geht jeder erfolgreichen Evaluation voraus.

9.       Nachhaltigkeit von Forschung
Forschung ist ein langfristiger Prozess. Gerade in den Geistes- und Sozialwissenschaften setzt man sich oftmals mit Fragestellungen auseinander, die lange und in sich verschränkte Zeiträume umfassen, was wiederum einen Einfluss auf die Dauer des Forschungsprozesses einnimmt. Eine umfassende Qualitäts- und Leistungsbeurteilung beschäftigt sich daher nicht alleine mit konkreten Forschungsergebnissen, sondern zieht den ganzen Forschungsprozess mit ein. Auch ist zu beachten, dass die Forschung nicht immer direkt, sondern oft erst nach Jahren und in gewissen Fällen nach Jahrzehnten rezipiert wird. Nur weil ein Text in den ersten Jahren nach der Publikation wenig rezipiert wird, bedeutet dies nicht unbedingt, dass er  nicht später doch eine nachhaltige Wirkung entfaltet.

10.   Wissenschaftliche Ansprüchen genügen
Evaluationsverfahren, welche der Vielfalt von Forschung gerecht werden, weisen ein hohes Komplexitätsniveau auf. Es ist daher wichtig, dass solche Verfahren den aktuellen Stand der Forschung zur Evaluation angemessen widerspiegeln. Evaluationen selbst müssen damit wissenschaftlichen Qualitätsansprüchen genügen. Dazu gehört auch, dass deren Methodologie transparent gemacht und auch von außen nachvollziehbar ist. 



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